JOSEP CABALLERO GARCÍA / QUEERPRAXIS

110 MinutenFreigegeben ohne Altersbeschränkung

WHO'S AFRAID OF RAIMUNDA

Wer ist Raimunda?
Erst einmal ist Raimunda meine Urgroßmutter. Es ist eine Frau, die zum Ende des 19. Jahrhunderts gegen die Erwartungen einer spanischen ländlichen Gesellschaft mit Männern Geschäfte machte, lesen und schreiben konnte und sogar Zeitung las. Sie ist eine Figur aus meiner Familie und zeitgleich die allegorische Figur unseres Stückes. Vom Mittelalter bis heute gibt es zahlreiche Raimundas und wir sind anlässlich unseres Stückes vielen anderen historischen Figuren begegnet, die ihr:ihm entsprechen.

WHO ́S AFRAID OF RAIMUNDA von Josep Caballero Garcìa ist ein zweiteiliges Projekt über queere Ikonografien: Es ist zum Einen ein Bühnenstück, welches am 22.10.2021 kurz vor Lockdown in Kampnagel Hamburg uraufgeführt wurde und zum Zweiten ist es ein Film über zeitgenössische Körper in verwaisten, pandemischen Räumen.
Die Arbeit zu WHO ́S AFRAID OF RAIMUNDA begann einst mit der Erforschung eines Kapitels aus der mittelalterlichem iberischen Geschichte – einer Zeit, in der die Pluralität von Kulturen und Geschlechtern geduldet wurde, bevor die Christen 1492 die Halbinsel wieder eroberten und die Juden aus Granada auswiesen. Zuvor hatten über mehreren Jahrhunderte hinweg drei unterschiedliche Kulturen und Religionen zusammengelebt; Al-Andalus, Juden und Christen, die zusammen ein außergewöhnliches kulturelles Hybrid bildeten. Nicht nur Kulturen kreuzten sich, sondern auch sexuelle Praktiken. Zahlreiche Texte und Gedichte aus der Zeit beschreiben ein queeres, hedonistisches Iberia und zugleich auch den Kampf gegen die andalusische und jüdische Homosexualität aus der Zeit der christlichen Wiedereroberung. Zu Beginn der Stückrecherche lasen sich die Texte aus der jüdischen, arabischen und christlichen Literatur des iberischen Mittelalters noch als eine mögliche Utopie, erwiesen sich allerdings als ein zwar homosexuelles, aber nicht minder patriarchales Beziehungskonzept, in dem Frauen nicht vorkommen. Darum ist Garcías Projekt „Raimunda“ gewidmet - wer auch immer Raimunda ist. Als allegorische Figur steht sie für verborgene, unsichtbare, vom Patriarchat oder von anderen Machtgefügen in den Schatten gestellte Identitäten und verkörpert den lustvollen Widerstand gegen repressive Macht- und Ausgrenzungsmechanismen.
Der Film dokumentiert die Re-Inszenierung zahlreicher RAIMUNDAS aus der abendländischen Gender-Geschichte.


Der Film:
KONZEPT, SKRIPT, CHOREOGRAFIE: Josep Caballero García
PERFORMANCE: Göksu Kunak aka Gucci Chunk, Lea Martini, Enis Turan, Josep Caballero García
DRAMATURGIE: Anne Kersting
KAMERA/ SCHNITT: Christopher Hewitt
KOSTÜM: Claudia Hill
SOUNDGESTALTUNG: Alexandre J. Maurer
LICHTGESTALTUNG Elliott Cennetoglu
LICHTASSISTENZ/ SETDOKUMENTATION: Ethan Folk

Das Stück:
KONZEPT, CHOREOGRAFIE, PERFORMANCE: Josep Caballero García
PERFORMANCE: Göksu Kunak aka Gucci Chunk, Lea Martini, Enis Turan
MUSIKER:INNEN: Lüneburger Symphoniker
VIOLINE SOLO Markus Menke, 1. VIOLINE Maike Schmersahl, 2. VIOLINE Mari Sakai (22.+ 24.10.), Fan Wang (23.10.), VIOLA Wolfgang Söllner, CELLO Daniel Munck (23.10.), Julia Schumann (22.+ 24.10.), KONTRABASS Christoph Schmitz  (22.+ 24.10.), Ulrike Setz (23.10.), OBOE Asako Sugihara, HORN Tomasz Walentek, TROMPETE Dirk Jeß, POSAUNE Steffen Happel, SCHLAGWERK Clemens Bütje
KOMPOSITION/ MUSIKALISCHE LEITUNG: Thomas Dorsch
KOMPOSITION/ SOUND: Alexandre J. Maurer
TEXT: Josep Caballero García, Leyla Jagliella, Göksu Kunak aka Gucci Chunk, Lea Martini
DRAMATURGIE: Anne Kersting
KOSTÜM/ AUSSTATTUNG: Claudia Hill
ASSISTENZ KOSTÜM: Diane Esnault, Emilia Patrignani
LICHTGESTALTUNG: Elliott Cennetoglu
TECHNISCHE LEITUNG: Jan Krause
STIMMCOACHING: Jule Flierl
FOTODOKUMENTATION: Simone Scardovelli
VIDEODOKUMENTATION: Christopher Hewitt
PRESSE/ ÖA/ SOCIAL MEDIA: Julia Kretschmer, Michael Tsouloukidse
MITARBEIT PRODUKTION: Lena Astarte Posch
PROJEKTLEITUNG: Barbara Greiner 
KAMPNAGEL TECHNIK: Henning Eggers für Licht, Juliette Wion für Ton, Verena Sponagel für Bühne, sowie Dieter Möller und Lukas Stein
DANK AN: Aslan, Markus Cherouny, Barbara Ghersi, Leyla Jagliella, Claude Jansen, Silke Löhmann (Costume Company), Pepetual Mforte Chiangong, Caroline Packenius, Sarah Schatzl, Stefan Valdes Tittel, Paula-Irene Villa Braslavsky.

Eine Produktion der Queerpraxis GbR/ Josep Caballero García mit Kampnagel Hamburg und dem Theater Lüneburg
Koproduktion: HAU Hebbel am Ufer 
Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes und aus Mitteln des Elbkulturfonds der Freien und Hansestadt Hamburg

Website: www.josepcaballero.de